Die dritte Strophe
Ich singe nur die dritte Strophe meiner Biographie,
sprach ich ihr ins Mikrophon, das leise zitterte.
Schon mal kein schlechter Einstieg, denn ich folgte
dem Rat eines Profis: Irgendetwas sagen
auf die erste Frage und sich überlegen,
was man eigentlich sagen will.
Die junge Interviewerin war so
nervös wie ich, nur niedlicher.
Sie sah in mir den Autor des großen Gedichts.
Ich kenne aber nur den dunklen Stoff
der ersten Strophen und einige Fragmente.
Am besten ich beginne behutsam mit der Gewalt,
ganz unprätentiös:
Im Anfang war mein Vater auf der Flucht
vor einem Spitz. Durch einen Zaun
biß er in seine Hand. Tierquälerei
wurde Familientradition.
Doch Großvater beschützte uns
vor Tontauben. Sein Kampf war auch
mein Kampf. Großmutter schnitt
das Brot mit der Peitsche.
Mutter bot an, nicht alt zu werden.
Verstehen Sie mich?
Für welche Schule schreiben Sie noch mal?